Die Geburt von Hanna und Luis

Dieser Tag jährt sich nun bald zum 5. Mal und mir ist aufgefallen, dass ich die Geburtsgeschichte der Zwillinge noch nie aufgeschrieben habe. Ich habe in kurzen Auszügen immer mal wieder auf Instagram darüber geschrieben, aber so gänzlich noch nie.

Das möchte ich nun nachholen, weil ich es gern auch für mich selbst noch einmal gedanklich Revue passieren lassen möchte.

Es war der 11. Oktober 2014. An diesem Tag war ich nun schon fast 36 Wochen mit den Zwillingen schwanger. Eine Zeit, die ich niemals zu erreichen glaubte, da ich ab der 25. Schwangerschaftswoche immer wieder mit vorzeitigen Wehen und einem verkürzten Gebärmutterhals kämpfte. In der 28. Woche war es dann sogar so arg, dass ich im Krankenhaus bleiben musste. Ab da an lag ich knapp acht Wochen flach, weil auch der Arzt Angst hatte, dass die zwei sich auf den Weg machen würden. Mit 28 Wochen intrauterin viel zu früh. Als der Arzt mich untersucht, konnte er Luis sein Köpfchen durch den viel zu kurzen Gebärmutterhals schon fühlen und ein wenig nach oben drücken. Es war also tatsächlich knapp. Nach einer Nacht mit starken Wehenhemmern und heftigsten Herzrasen im Kreißsaal, wurde es am nächsten Tag etwas besser. Die Dosis wurde reduziert und ich konnte auf Station. Da lag ich nun für vier Wochen und hatte einen Bärenappetit auf eine ganz bestimmte Haselnusscreme – mein Mann kaufte damals den Bioladen leer 😉

Als die vier Wochen vergangen waren und ich mit Wehenhemmern nach Hause konnte, war es Segen und Fluch zugleich für mich, weil ich mich ärztlich betreut doch irgendwie sicherer fühlte. Das Vertrauen in meinen Körper war verschwunden. Nach weiteren zwei Wochen konnte ich den Wehenhemmer endlich absetzen und es passierte – NICHTS. Das war tatsächlich ungewöhnlich, weil jeder ja nun dachte, ab dem Moment würde es los gehen. So konnte ich noch zwei Wochen komplette Ruhe genießen und ließ mich immer schön mit dem Taxi zu meiner Gynäkologin fahren. Mit dem dicken Bauch passte ich nämlich nicht mal mehr hinters Lenkrad. Es ging einfach nicht 😀

Am besagten 11. Oktober fing ich plötzlich wie fremdgesteuert an zu putzen, Betten zu beziehen und an der Isar entlang zu spazieren. Ich merkte, wie ich mich bewegen wollte und hatte einen richtigen Energieschub. Als wir dann am Abend nach Hause kamen tropfte Fruchtwasser aus Luis seiner Fruchtblase. Ich duschte noch in aller Ruhe und dann fuhren wir ins Krankenhaus. Ganz ruhig, weil tatsächlich kaum Wehen zu spüren waren. Die Nacht war auch eher ruhig. Im Kreißsaal schliefen wir auf dem enorm ungemütlichen Kreißbett und wachten am Morgen mit einem gigantischen Sonnenaufgang auf.

12. Oktober 2014

9:30 Uhr

Die Ärzte entschieden sich, mir eine kleine Anschubser-Tablette an den Muttermund zu legen, da nichts mehr weiter ging und sie bei Zwillingen ungern etwas riskieren wollten. Eine Stunde sollte ich zur Überwachung am CTG bleiben. Dieser viertel Tablette hilft wohl erst nach sechs Stunden so ein bisschen und wird dann erneut gelegt.

10:30 Uhr

Eine Ärztin untersucht mich und befreit mich vom CTG. Nun konnte meinem Kaffee in der Cafeteria nichts mehr im Weg stehen. Sekunden bevor ich aufstehen wollte, ging es los. Wehen des Todes. Aber hallo. Was wäre das geworden, hätte ich mich mit einem Café Latte unter Menschen befunden. Ich möchte es mir nicht ausmalen 😉

Es ging also los. Halleluja habe ich geflucht und meinem Mann alles versprochen, würde er mich nur von diesen Schmerzen befreien. Es überrollte mich so völlig, brachte mich aber auch meinen Kindern näher.

11:30 Uhr

Die Hebamme schlug vor, mir eine warme Badewanne einzulassen, damit ich etwas entspannen könne. Gesagt, getan. So hüpfte ich also – nein, ich quälte mich in diese Wanne. Die Wehen ließen mir kaum eine Pause. Als ich mich niedersetzte, verließ sie den Raum. Ein Fehler 🙂 die erste Presswehe schlug ein wie ein Hammer. Hallo? Was war bitte das? Mein Mann sprang los und brachte lediglich eine Schülerin mit. Sie erkannte den „Ernst“ der Lage nicht wirklich und schlenderte in einer Seelenruhe los, um meine Hebamme zu holen. Ich hatte inzwischen zwei weitere Presswehen. Die Hebamme kam und meinem Mann fiel nichts besseres ein, als auf Toilette zu gehen. Klar, die Blase sollte leer sein, aber er verwechselte da wohl seine Blase mit meiner 🙂

12:00 Uhr

Ich hievte mich auf das Kreißbett, immer wieder von heftigsten Wehen durchgeschüttelt. Plötzlich strömten verschiedenste Menschen in diesen Raum. Noch eine Hebamme, zwei Kinderkrankenschwestern, eine Assistenzärztin, der Oberarzt, zwei Kinderärztinnen hielten sich hinterm Vorhang bereit für die Geburt der Zwillinge. Mein Mann kam zurück und war etwas perplex und fragte, was los sei. „Ihre Kinder kommen auf die Welt.“ In dem Moment war mir klar: „Ich muss jetzt hier alles geben.“

Völlig nackt vor so vielen Menschen lag ich da. Mich bedeckten einzig die CTG-Gurte. So hing ich auf der linken Seite liegend auf dem Kreißbett und hielt mich an einem Tuch fest, was von der Decke hing. Es war sonnengelb und mein einziger Anker, an dem ich mich festkrallte.

Die Wehen waren so arg, dass sie Luis auf die Welt schoben. Millimeter für Millimeter. Die Hebamme half ihm mit ein bisschen Öl am Köpfchen nach.

12:09 Uhr

Luis ist geboren. Er schrie sogleich und wurde auf meinen Wunsch hin erst mal nicht abgenabelt. Die Kinderkrankenschwester untersuchte ihn auf meiner Brust. Mein Mann trennte dann die Nabelschnur und er durfte unter die Wärmelampe für die nächste Untersuchung.

In der Zwischenzeit ließen die Wehen nach, was für Hanna nicht so gut war. Ein Wehenmittel wurde gespritzt und es dennoch nur schleppend ging weiter.

12:28 Uhr

Die Hebamme öffnete die Fruchtblase und mit einem Schwung kam Hanna aus mir heraus gerutscht. Ich spürte sie kaum, weil Luis seiner Schwester schon so schön den Weg ebnete. Sie war blau, schrie und atmete nicht. Sie wurde sofort abgenabelt und kam direkt zur Kinderärztin unter die Wärmelampe. Dort wurde sie durch sanftes klopfen und durch bewegen des kleinen Körpers dazu animiert, ihren ersten Atemzug zu nehmen. Es war kritisch, doch irgendwann gelang es der Ärztin, sie ins Leben zu holen.

Als kurze Zeit später die Plazenten geboren wurden, wussten wir, was los war. Beide Plazenten waren zusammen gewachsen und auf Grund von Luis‘ seiner Geburt löste sich auch Hannas Plazenta bereits von der Gebärmutterwand. Sie war also kurze Zeit unversorgt. Dank des Wehenmittels und der Öffnung der Fruchtblase, ging ihre Geburt zum Glück so schnell, dass wir ihr helfen konnten.

Dennoch schrie sie nicht, sondern schaute mich nur mit ihren großen Kulleraugen an und war sichtlich verwirrt. Hatte doch ihr Bruder dafür gesorgt, dass sie ihre wohlig warme Umgebung verlassen musste. Die vier Wochen mehr im Mutterleib bis zum errechneten Geburtstermin hätten ihr unglaublich gut getan.

Nun waren sie also da. Meine lange und sehnlichst erwarteten Zwillinge.

Das ist heute fast fünf Jahre her und ich bin unendlich dankbar, dass sie trotz aller Widrigkeiten ganz gesunde, willenstarke Kinder sind, die mich täglich herausfordern und mich mit ihrer Liebe segnen.

Die Geburtsgeschichte von Henri.

Zähne putzen mit Zwillingen und Baby

Letztens fragte mich unser Zahnarzt, wie es denn so mit Henri ist und ob ich denn irgendwie die Möglichkeit hätte, so ein bisschen an seine Zähne ranzukommen.

Ähm ja, er macht den Mund auf und freut sich, wenn die Zahnbürste seine Zähne kitzelt. Klar habe ich es mit ihm etwas einfacher, weil er ja bei den Großen sieht, was sie da tun und dass man das tut: dieses Ding mit kitzeligen Borsten vorn dran in den Mund stecken und irgendwie rumschrubben 🙂

Nein, im Ernst. Der Beginn der Zahnputzzeit war bei allen Kindern bisher relativ entspannt, was ich schön finde. Denn da spüren sie, was es ist: dramatisch, angstvoll, entspannt, lustig … und das begleitet sie dann auch weiter.

Und ich hab mit meinen drei gemerkt, dass es immer so ein bisschen auf meine innere Haltung in dem Moment ankommt. Haben wir Zeitdruck, wie morgens, gehts weniger gut. Sind wir abends entspannt alle im Bad und war die Situation auch vorher ausgeglichen, funktioniert vieles eh viel besser.

Wie läuft es bei uns ab?

Morgens putzen wir direkt nach dem Frühstück, sodass es gar nicht erst in Vergessenheit gerät.

Auch abends nach dem Abendessen im Bad gibt es einen immer gleichen Ablauf. Gesicht vorsichtig waschen, Nase und Ohren reinigen, Schlafanzug anziehen und dann die Zähne putzen. Zunächst putze ich vor, danach dürfen die Kinder selber putzen. Das funktioniert bisher wirklich gut und wird auch so akzeptiert. Wichtig dabei ist: alles ohne irgendwelche Medien, denn davon halte ich gar nichts. Zähne putzen gehört wie alles andere zum Leben dazu und ich möchte meine Kinder nicht vom Wesentlichen ablenken. Ja, sie dürfen TV, aber eben nicht zum Zähne putzen im Bad per iPad oder ähnlich.

Was mache ich, wenn sie sich mal komplett sträuben?

Luis hat einen starken Willen und wehrt sich oft. Abends ist das immer etwas leichter, weil er gern den Sandmann schauen möchte. Wenn er trödelt (und ich plane viel Zeit ein), kann er eben keinen Sandmann schauen. Das wird von mir nicht als Drohung ausgesprochen. Nein. Aber als gegebene Tatsache und das sieht er dann auch ein. Oft erkläre ich ihnen auch, was mit den Essensresten in ihrem Mund passiert. Dann fragen sie interessiert nach und finden dies auch ziemlich befremdlich. Also machen sie dann gern den Mund auf und lassen sich die Zähne putzen.

Seit die Kinder Zähne putzen habe ich weder mit irgendwas gelockt oder gedroht. Es gehört einfach ganz normal zum Tagesablauf dazu und gut. Ich sehe das Zähneputzen auch selbst nicht als notwendiges Übel und das ist sicher oft auch der springende Punkt im Umgang mit Kindern. Wie sehen wir selbst eine Sache, die wir überzeugend rüber bringen wollen? Wie gehen wir damit um? Was vermittelt dann unsere nonverbale Sprache? Habt ihr schon mal in den Spiegel geschaut, wenn ihr eure Kinder überreden wollt, Zähne zu putzen? Reflektiert ihr eure Sprache in solchen Momenten?

Übrigens können Kinder erst im Schulkindalter motorisch und verständlich die Zähne komplett alleine so sauber putzen, dass sich Eltern keine Gedanken mehr um schlechte Zähne machen müssen. Vorher sind wir also 7 Jahre lang 2 mal täglich gefordert, gemeinsam mit unseren Kindern auf eine gute Mundhygiene zu achten. Viel Spaß dabei 🙂

Das dritte Rad am Wagen?

Viele fragen mich immer, wie es denn nun so ist, wenn man nach Zwillingen „nur“ ein Baby hat. Ist es einfacher? Ist es schöner?

Tja, was soll ich dazu schreiben? Es ist ANDERS. Und wie? Ja, das versuche ich euch heute mal zu beschreiben.

Schon in der Schwangerschaft spürte ich einen klaren Unterschied: es war ruhiger im Bauch. Kein wildes durcheinander von 8 Gliedmaßen, die mich abwechselnd links und recht spüren ließen, dass mein Bauch voll gefüllt mit Leben ist. Kein Schluckauf links und rechts im Wechsel. Nein. Henri war von Anfang an anders in meinem Bauch. Ruhiger, strich nur leicht mit seinen Füßchen von innen, bewegte sich nur sacht. Schluckauf hatte er aber trotzdem so häufig 🙂

Die Geburt war auch ANDERS. Länger. Schmerzhafter. Und nach einem Baby war dann schluss. Es kam kein zweites raus. Nur eins auf dem Bauch, das war irgendwie eigenartig, aber auch wunderschön. Er konnte einfach liegen bleiben und ichvihn genießen. Ich hatte nicht das Bedürfnis jeden gleich oft anzuschauen, wie es bei den Zwillingen der Fall war. Nein. Ich sah nur den einen Zwerg und das war  toll. Entspannter.

Seltsam war es dann, als Henri auf die Intensivstation musste, denn dann hatte ich nämlich kein zweites Baby im Arm, sondern war nachts ganz allein. Auf der Intensivstation hatte ich im Vergleich dann aber wieder mehr Ruhe, als bei Hanna damals, weil ich eben nicht immer im Hinterkopf hatte, dass da noch ein Baby auf mich wartet. Das hat mich damals verrückt gemacht. So hin und her gerissen zu sein.

Im Alltag ist es natürlich ganz besonders, nur ein Baby auf dem Arm zu haben ohne das schlechte Gewissen, dass ich das zweite ja grad vernachlässigen könnte, wenn ich mit dem einen grad kuschel. Und das genieße ich unendlich. Noch dazu kommt, dass ich Henri stille, Hanna und Luis damals nicht. Das bringt mich ihm auch nochmal näher. Ich verstehe seine Zeichen viel besser, weiß schneller, was er gerade braucht. Bei Hanna und Luis habe ich das nie so richtig gewusst. Jetzt erkenne ich am Quengeln, wenn Henri friert, Hunger hat, müde ist, die Windel voll hat, er kuscheln möchte oder ihm das Drumherum zu laut ist. Erstaunlich, oder?

Und ja, was ich schon spüre, wenn ich diese Zeiten vergleiche, ist, dass ich mich damals bei den Zwillingen viel mehr um Organisation und Struktur gekümmert habe. Gedanklich war ich stets dabei, es beiden immer recht zu machen, beide gleich zu behandeln, gleich viele Küsse am Tag zu verteilen, gleich oft in die Augen zu schauen, gleich häufig ein Lächeln zu schenken.

Jetzt ist das ganz anders. Sie kommen zu mir, wenn sie was brauchen und das ist gut so. Bis ich zu dem Punkt gelangt bin, es fließen zu lassen und es so anzuerkennen, sind bestimmt 2 Jahre vergangen. Vielleicht kam es jetzt auch erst mit Henri, dass ich mir um all das gar keine Gedanken mehr mache. Es einfach gehen zu lassen, ihnen auch einfach die Chance zu lassen, sich die Kuscheleinheiten zu holen. Dadurch haben wir zwar weniger Körperkontakt, aber es ist stimmiger, freier und ungezwungener, wenn ich Hanna und Luis einfach von sich kommen lasse. 

Bei Hebei ist es trotzdem so, dass ich mit ihm schmuse, wann immer er oder ich es mag. Zu ihm habe ich eh eine andere Verbindung. Vielleicht durch das stillen, vielleicht auch durch den etwas freieren Kopf. Aber es ist ANDERS.

Und klar mache ich mir auch oft Gedanken darüber, ob ich Henri unterm Strich näher bin und ihn damit mehr liebe. Aber im nächsten Moment sage ich mir einfach innerlich: „Nein, es ist einfach nur ANDERS“ und verschwende darin keine Zeit mehr.

 

Wie habt ihr es empfunden? Was waren eure Gedanken?

Update: 6 Wochen zu Hause

Ja, es ist wirklich Zeit für ein Update. Viel zu lange habe ich nicht davon berichtet, wie es sich nun inzwischen hier zu Hause eingespielt hat. Hat es das überhaupt?

Also einen gemeinsamen Rhythmus haben wir vier noch nicht, aber das ist auch gar nicht schlimm. Hanna und Luis haben ihren Tagesablauf natürlich beibehalten. Henri und ich basteln uns so irgendwie drumherum. Manchmal passt alles zusammen, öfters aber auch nicht. Mittlerweile bin ich aber guter Dinge, dass sich das alles irgendwann schon angleicht.


Aber wie ist es nun?

Nach dem letzten Blogpost habe ich „glücklicherweise“ eine heftige Bronchitis bekommen und ich konnte mich auf gar keinen Fall um alle 3 Kinder kümmern. Ich konnte es kaum um Henri, geschweigedenn um mich. Ich war völlig am Ende und habe meine Ärztin angebettelt, mir schnell zu helfen, egal wie. Da mein Mann aber so gar nicht daheim bleiben konnte, hat sich die Oma kurzerhand bereit erklärt, die Zwillinge für 4 Tage (tagsüber) zu sich zu nehmen. Und ich sage euch, es war ein Segen. Nicht nur für mich kranke Große, nein, auch für Hanna und Luis, was dieses ganze Ankommen-Thema betrifft. Denn bei Oma und Opa haben sie die gleiche intensive Aufmerksamkeit bekommen, wie immer und das hat die beiden irgendwie wieder geerdet, eingenordet, resetet. Ich weiß gar nicht, wie ich es benennen soll 🙂 aber nach diesen 4 Tagen haben wir bei 0 angefangen und das dann richtig gut. Es war einfach wie vorher. Ganz normal alles.


Ich konnte in den 4 Tagen etwas Wochenbettzeit nachholen, auch wenn ich krank war. Ich habe viel geschlafen und mich nur um Henri gekümmert. Und dann kam auch noch ein mega toller Gutschein von einer Freundin: fertiges Wochenbettessen in Gläsern für gestresste Mamas, die keine Lust und Zeit und Kraft haben, zu kochen. Gold wert!!!

So oft habe ich drüber nachgedacht, ob es fair gegenüber Hanna und Luis ist, sie einfach zur Oma „abzuschieben“, aber mittlerweile weiß ich, dass es das beste war, was passieren konnte. Und ich sehe es nun auch nicht mehr als abschieben. Nein. Es war einfach notwendig und ging eben auch einfach nicht anders. Und nebenbei hat es uns ganz viel Gutes gebracht. Es war stimmig für uns als Familie.


Nun geht mein Wochenbett auch langsam vorbei und der Sommer ist da. Als Henri geboren wurde, war München in Schnee gehüllt und nun 6 Wochen später sitzen wir Erdbeeren essend auf der Dachterrasse und bestaunen diesen kleinen Mann, der so ruhig und ausgeglichen, zufrieden und nähefordernd ist.


Hanna und Luis haben Henri als absolut zugehörig anerkannt und wollen nun hin und wieder auch nochmal Baby sein und in unseren Armen liegen. Das dürfen sie auch. Vielleicht gleichen sie damit etwas aus, was sie allein schon auf Grund ihres Zwillingsdaseins damals nicht so intensiv bekommen konnten.

Aber von Eifersucht ist zum Glück nichts zu spüren, auch wenn ich sie manchmal von Henri fern halte, wenn er Ruhe braucht oder auch einfach nicht im Toben gestoßen werden soll (versteht sich von selbst). Das verstehen sie dann manchmal nicht so gut, aber sie sind ja auch erst zweieinhalb Jahre alt 🙂


Was das Wochenbett betrifft, geht es mir mittlerweile wieder echt ganz gut (bis auf die Müdigkeit). Ein paar Kilos dürfen nun noch runter und etwas Energie darf noch hinzu kommen. Dann ist alles prima 🙂 Demnächst werde ich auch noch ein paar Dinge bloggen, die ich im Wochenbett gebraucht habe bzw. die mir einfach gut getan / Kraft geschenkt haben.

So, nun kuschel ich mich zu Henri, der hier sie ganze Zeit schon leicht winselnd neben mir liegt und sich seine Portion Mama holen mag. Er schläft nämlich ganz gern Nase an Nase mit mir ein.

Die erste Zeit zu Hause

Ja, es ist mir ein Bedürfnis über unsere erste Zeit als fünfköpfige Familie zu schreiben. Einfach auch deshalb, weil unsere Familienwaage ein Ungleichgewicht erfahren hat. Eines, welches sich so schwermütig anfühlt, dass es mir im Herzen weh tut.

Aber mal zum Anfang. Nach 6 Tagen Krankenhaus inklusive Neugeborenenintensiv- und Kinderstation, durften wir am 1. Mai endlich nach Hause. Was mich hier erwartete, konnte ich mir keineswegs vorstellen. Nein. Es war so so anders.

Als uns Hanna und Luis am 4. Tag nach Henris Geburt besuchten, verlief alles sehr schön. Sehr romantisch. So, wie man es sich wünscht. Die beiden älteren Geschwister freuten sich über den Neuankömmling, streichelten ihn sacht und strahlten mich an. Puh. Die erste Hürde geschafft, dachte ich mir so.

Am 1. Mai wurde ich dann eines besseren belehrt. Alles war anders. Klar, wir waren daheim, das Baby dabei und ich war nicht mehr ganz die Mama, die vor der Geburt gegangen ist.

Ich habe mich verabschiedet. 30 Minuten nach dem Blasensprung morgens daheim habe ich beide in den Arm genommen und mich von meinen einzigen zwei verabschiedet. Ich habe geweint. Vielleicht weil ich wusste, wie emotional alles werden würde.

Und nun sitze ich hier und reflektiere die beiden Wochen.

Da war ich. Die Zwillingsmama, die sich zur Löwenmama von Henri entwickelt hat, weil wir 6 Tage allein die Zeit nur füreinander hatten. Ich beschützte ihn. Vor zu viel Nähe, vor zu viel Lärm, vor zu viel Unbeständigkeit. Ich war voll bei ihm, während sich der Papa um die beiden großen kümmerte. Ich hielt Hanna und Luis auf Abstand. Ja, auch weil ich selbst erst mal schauen und kennenlernen musste, was Henri aushält und verkraftet. Ich schimpfte beide, wenn sie nicht gehorchten, wenn sie uns beim Stillen zu nah kamen, wenn sie einfach nicht lieb und leise neben mir saßen. Als sie dann abends im Bett lagen, weinte ich mir die Augen aus, weil ich so ungerecht war. Immerhin sind auch diese zwei Wunder meine Kinder. Das verdrängte ich voll. Alles in mir konzentrierte sich auf Henri. Sein Überleben und seinen Schutz.

Nur ganz langsam kam ich zu mir und komme es immer noch. Wie lange wird das wohl noch dauern? Nur langsam ließ ich Hanna und Luis an Henri heran, ihn streicheln oder auch mal auf dem Schoß mit Unterstützung halten. Es kostete mich unglaublich viel Kraft und Überwindung. Aber ich sah dieses Strahlen in ihren Augen und in dem Moment wurde mir klar, dass wir fünf nun eins sind. Und dennoch entwickle ich mich grad extrem langsam. Ich trete auf der Stelle und ich habe Herzschmerz. Schon allein deshalb, weil ich beide doch hin und wieder bremsen muss. Kann es nicht so bleiben, wie vorher? Nur eben mit Henri?

Hanna ist sehr herausfordernd, wenn ich Henri stille. Sie stört mich absichtlich und testet, wie weit sie gehen kann. Auf der anderen Seite legt sie sich plötzlich tagsüber in ihr Bett, hat ihr Lieblingskuschelherz ganz fest an sich gedrückt und ihren Schnuller im Mund. Sie leidet leise und das tut mir so enorm weh, weiß aber nicht, wie ich es verhindern bzw. auflösen kann. Henri ist nun mal da und es wird nie wieder, wie es war.

Luis ist unheimlich jammerich, aber auch trotzig, laut und brüllt viel wegen Kleinigkeiten. Er ist sehr sensibel geworden. Dennoch kommt er aktiv zu mir uns fragt ganz oft, ob er Henri halten kann.

Klar, alles negative Aufmerksamkeit und auch genau das Alter, in dem sie eh alles testen und ausprobieren, nicht mehr hören und sowieso nur das Gegenteil machen. Mich nimmt das aber grad alles so mit, nicht nur wegen der Hormone. Nein. Sicherlich auch, weil ich spüre, wie intensiv dieser Abschied doch ist. Abschied von meinen Babys. Ich leide so sehr. Ich hatte einfach keine Ahnung von alledem.

 

Beide haben den kleinen Henri in ihr Herz geschlossen, nehmen es mir jedoch sehr übel, dass ich nun nicht mehr so für sie da sein kann, wie ich es vorher war.

Ich weiß, dass sie sich an die neue Familie gewöhnen werden, akzeptieren, wie es jetzt ist. Dennoch machen mich ihre neuen „Gewohnheiten“ manchmal ganz fuchsig. Ich muss mich auch erst mal daran gewöhnen, dass aus meinen kleinen Zwillingen nun richtige Kinder geworden sind und sie plötzlich Eigenschaften zeigen, die ich bisher nicht kannte.

Jeder entwickelt sich hier grad weiter und ich weiß noch nicht, wo ich mich einordne, wo ich meine neue alte Rolle finden werde. Nun bin ich Mama von nicht nur zwei, sondern drei Kindern. Das habe ich noch nicht ganz realisiert. Ich fühle mich noch zweigeteilt: Mama von den Zwillingen und parallel Mama von Henri. Noch konnte ich die zwei Mamas nicht deckungsgleich aufeinander legen. Noch will ich grad nur eins sein, weil mich alles andere überfordert.

Ab morgen wird mein Mann wieder arbeiten gehen und ich bin allein. Im Alltag allein. Wie soll das gehen? Stillen und gleichzeitig kochen? Drei Kinder gleichzeitig wickeln? Ein Spaziergang mit Laufrädern und Tragetuch/Kinderwagen? Hanna und Luis abends allein baden? Heute sind dies alles noch unüberwindbare Hindernisse für mich.

Noch dazu lähmen mich die Müdigkeit und meine Autoimmunerkrankung, welche sich bisher nicht gebessert hat. Im Gegenteil. Die neue Ordnung meiner Hormone hat wieder alles durcheinander gebracht. Der tolle Medikamentencocktail, der mir die letzten 5 Wochen vor der Geburt etwas Ruhe verschaffte, ist jetzt nicht mehr der richtige.

Völlig planlos und stilldement habe ich keine Ahnung, wie ich das alles schaffen soll. Die Zeit wird es hoffentlich zeigen und die Waage sich wieder im Gleichgewicht ausrichten.

 

Routine mit Zwillingen

Mit Säuglingen abends noch bis 22 Uhr Essen gehen? Den halben Tag im Café sitzen und mit anderen Mamas quatschen? Nach Lust und Laune essen? Nur schlafen, wenn sie müde sind?

Dass das alles nicht zu mir als Mama passt, wurde mir doch schon ganz schnell klar. Und so schlich sich ganz schnell ein Tagesablauf ein, der sich täglich arg ähnelte. Und war es mal anders, fing ich das Zittern an. Nein, so schlimm wars nicht, aber mir war in der Tat eine feste Struktur schon immer wichtig. Für die Kinder und auch für mich. Zumindest auch, weil ich wusste, dass sie 3 Jahre in meiner Obhut sind und ich 3 Jahre lang bestimme, wie der Hase läuft 😉 und natürlich auch im Hinblick auf den Tagesablauf im Kindergarten.

Von Anfang an lief es ganz gut und wir haben uns ganz schnell eingefuchst in unseren Tag. Das hat den Zwillingen enorm geholfen, sich zu finden in ihrem Rhythmus. Sie wussten immer ganz genau, was kommt und was als nächstes folgt. Diese Struktur hat es uns auch immer leicht gemacht, Veränderungen zu meistern. Der Tagesablauf (Frühstück, Mittag, Mittagsschlaf, Abendessen, baden, schlafen) war zeitlich immer fest. Daran gab es nichts zu rütteln. Alles andere wurde variabel drumherum gestaltet – je nach Lust und Laune.

Ob wir vormittags einkaufen fahren, spazieren gehen oder bei Regenwetter einfach nur spielen und Bücher anschauen, hat uns nichts ausgemacht. „Logisch“ denkt ihr euch jetzt sicher. Aber ich finde es schon wichtig, dass es Grundgerüst steht und dass sich Mamas und ihre Kinder dieses zusammen erarbeiten und ich dem Kind nicht einfach irgendwie was aufs Auge drücke, zu was ICH jetzt gerade Lust habe. Eben zum Beispiel spätabendliches Essengehen in ein lautes Restaurant. Das würde ich frühestens jetzt mal tun, aber vorher kam das nie in Frage. Ob ich mich damit einschränke? Nein! Ich bin Mama und habe mich bewusst dafür entschieden. Für mich heißt das auch, meinem Kind die Geborgenheit von daheim zu geben – grad abends. Ausnahmen? Im ersten Lebensjahr keine! Weil ich ganz fest daran glaube, dass es nicht sein muss. Wozu auch? Ich kann das alles jetzt oder in Zukunft noch tun und kann dann meine Kinder damit bereichern, weil sie eben auch jetzt erst anfangen, einen Mehrwert für sich zu haben. Letztens waren wir total schön bei einem Italiener abends essen, bei dem Kinder zuschauen können, wie der Pizzaboden hoch in die Luft fliegt und hinter einer Glasscheibe belegt wird. Toll für Kleinkinder! Für Säuglinge? Naja, ich weiß nicht. So ein kleines Kerlchen weiß ja gar nicht, was drumherum passiert, wenn alles so laut wuselt. Klar gibt es auch welche, die selig schlummern – aber doch vielleicht auch nur vor Erschöpfung 😉

Zur Routine gehört für mich aber nicht nur der zeitliche Ablauf. Dazu gehört viel mehr. Zum Beispiel eben auch, dass ich meinen Kindern nicht zu viele Veränderungen auf einmal zumute. Und dabei geht es schon um die kleinen Dinge, wie das Umstellen des Bettes und vielleicht gleichzeitig der Wechsel von Schlafsack auf Bettdecke. Das mag sich kurios anhören, aber ich achte auf diese Kleinigkeiten und ich hatte bei beiden bisher nie das Gefühl, dass solche Dinge sie überfordern. Viele Babys/Kinder weinen nach Veränderungen viel, sind unausgeglichen oder vielleicht auch trotziger als sonst. Vielleicht war es dann einfach zu viel, was man vom Kind verlangt.

Ich stelle mir immer vor, wie klein diese Wesen doch sind. Hanna und Luis sind jetzt 2,5 Jahre alt. Ein Bruchteil von dem was ich an Erfahrungen in meinem Leben sammeln konnte und Situationen, die ich erlebt habe. Und ganz ganz oft ertappe ich mich auch dabei, dass ich von meinen kleinen Zwergen Dinge erwarte, die für mich ganz selbstverständlich sind, ja, die für mich schon zur Routine geworden sind. Aber eben für diese zwei kleinen Kinder noch nicht. Und dann wird mir auch klar, dass es genau das ist, was sie erst von mir lernen: Routinen entwickeln. Für sich selbst und für eine Klarheit im Alltag. Dadurch sehen sie einfach viel eher und besser Dinge, die anders sind und lernen diese kennen und einschätzen.

Auch Gefahren. Schon seit sie dem Kinderwagen entflüchtet sind (und das ging hier sehr schnell), müssen sie an der Straße an meiner Hand laufen. Daran gehts nicht vorbei. Eine immer wieder kehrende Routine aus fester Handlung und immer gleichen Worten. Keine Ausnahme. Es bietet ihnen Sicherheit. Nicht nur im Sinne der Gefahr, sondern eben auch im Sinne „selbst sicher“ zu werden. Zu schauen, zu hören, einfach all ihr Sinne zu gebrauchen, wenn sie an der Straße gehen. Sobald wir ein Auto hören (hier auf dem Land fahren zum Glück nicht so viele – diese dafür aber viel zu schnell), bleiben wir stehen und schauen uns das Auto an, bis es vorbei gefahren ist. Erst dann gehen wir Hand in Hand weiter. Dies ist mittlerweile so arg in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie es akzeptieren an meiner Hand zu gehen (bei vielen anderen Kindern erlebe ich dies nicht so) und dass sie von selbst stehen bleiben. Ja, und das beruhigt mich auch als Mama. Das schafft Vertrauen und Sicherheit. Routinen sind ein langer Prozess aus ewig Gleichem und das macht es den Kindern sehr leicht. Es schafft auch in ihnen ein Vertrauen, dass das, was sie tun, richtig ist. Und das wiederum gibt ihnen Sicherheit, Klarheit und Leichtigkeit, weil sie vieles das einfach ohne Nachdenken tun.

Ich hätte noch so viele Beispiele für euch, aber es würde diesen Text sprengen. Bei Interesse könnt ihr das aber gern in die Kommentare schreiben und ich schreibe demnächst einfach eine Fortsetzung 🙂

Zwillinge im Kindergarten trennen?

Vor genau einer Woche haben wir die möglichen Kindergärten unserer Gemeinde besichtigt und seither geistert mir eben genau diese Frage im Kopf, die ihr in der Überschrift lesen könnt. Es ist ein Für und Wider, ein Hin und Her, ein Gedankenstrom, der nicht aufhören mag, weil ich es aus pädagogischer Sicht eben ganz anders sehe, als die Erzieherinnen.

Diese sagen nämlich, dass man Zwillige trennt. Punkt. Genau! Man trennt sie einfach und gut ist. Klar, gibt es dafür auch Argumente, die bekräftigen, wie toll sich doch Zwillinge entfalten und ihre Persönlichkeit ans Licht kommt, wenn der andere Zwilling nicht umher ist. ABER. Die Frage ist für mich als Mutter, will ich das? Will ich, dass sie so anders werden, weil sie allein sind. Eben so anders, als in den letzten 3 Jahren und 9 Monaten Schwangerschaft?

Meine Kinder sind Geschwister, okay. Aus der Sicht verstehe ich, warum es manchmal Sinn macht, sie zu trennen. Meine Kinder sind aber eben auch Zwillinge und das macht diese Situation so speziell. Und auch hier muss man meiner Meinung nach nochmal klar unterscheiden: sind es eineiige Zwillinge, die halb verwachsen miteinander sind und ohneeinander nicht existieren können oder sind es Bruder und Schwester Zwillinge, die zwar die gleichen Eltern haben, jedoch so viel Charakterstärke besitzen, sich vom anderen zu lösen?!?

Mmmh. Meine Überlegungen gehen in jede Richtung und ich versuche, viel vorzudenken. Was wäre wenn … die eine und die andere Lösung.

Macht es Sinn sie zu trennen und welche Erzieherin entscheidet, was für MEINE Zwillinge richtig und was falsch ist. Denn nur, weil es für andere Zwillingspärchen bisher „richtig“ war, muss es nicht für meine richtig sein. Und wer sagt denn, dass sie sich zusammen in einer Gruppe nicht auch genauso „richtig“ entwickelt hätten? Und was ist eigentlich „richtig“?

Ich frage mich natürlich auch ständig, was es für das Gesamtsystem bringt, wenn Hanna und Luis getrennt werden. Wenn ich diesen letzten Satz gerade nochmal laut sage, spüre ich die negative Energie in dem mächtigen Wort GETRENNT. Ja, sie waren schon mal 2 Tage getrennt. Kurz nach ihrer Geburt. Und als sie wieder zusammen kamen, haben sie 2h zusammengekuschelt, zueinander gewand erst mal selig geschlafen. Egal, wie alt sie sind, ob 1 Tag oder 3 Jahre, ich finde es zu früh, um sie zu trennen. Klar, irgendwann wird jeder seinen eigenen Weg gehen und seine eigenen Freunde haben und sein Leben auch ohne seinen Zwilling genießen, aber DAS dürfen sie doch dann selbst entscheiden, oder?

Und jetzt soll ein fremder Mensch kommen und wissen, was für uns hier das Richtige ist? Je mehr Worte ich gerade schreibe, desto klarer wird es mir und desto tiefgründiger macht sich in mir das Gefühl breit, dass ich eine Trennung verhindern sollte. Einfach, weil ich es eben nicht nachvollziehen kann.

Und natürlich auch, weil ICH meine Kinder kenne und weiß, wo ihre Stärken und ihre Schwächen liegen. Und weil ich weiß, was sie als Mensch ausmacht.

 

Wie denkt ihr darüber???

Mein Alltag mit 2,5 jährigen Zwillingen, schwanger und meiner Autoimmunerkrankung

„Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Virus her.“ Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, als genau jetzt, um euch von meinem Alltag zu erzählen. Denn genau jetzt ist alles anders und das zeigt mir, was unseren Alltag ausmacht. Aber ich fange mal von vorn an.

Als ich mit den Zwillingen schwanger war, war mir schon klar, dass ich ihnen einen geregelten und strukturierten Ablauf bieten möchte. Klar. In erster Linie für sie, damit sie sich schnell an viele Dinge, wie Essen und Schlafen gewöhnen, aber auch für mich. Zum einen, weil ich eh ein Strukturmensch bin und zum anderen, damit ich nicht durcheinander komme. Mir war einfach wichtig, dass sie lernen, was immer so als nächstes kommt. Relativ schnell kristallisierte sich heraus, wie lange sie schlafen und um welche Uhrzeit sich unsere Mahlzeiten einpendelten. Alles drumherum war immer frei und nie großartig von irgendwelchen Terminen bestimmt.

So stehen wir nach wie vor gegen 6:30 Uhr auf, frühstücken, spielen am Vormittag oder gehen raus. Dann koche ich gegen 11 Uhr, damit die zwei 11.30 Uhr essen können. Zwischendurch gibt es hier nichts zu futtern, da sie eh schon schlecht essen und zum Mittagessen dann maximal an 3 Nudeln knabbern. Alles Erfahrungswerte, die ich mit Hanna und Luis gemacht habe. Vielleicht wird das nächste Kind eine Futterbacke – dachte ich immer. Wir werden sehen.

Nach dem Mittagessen geht es meist 12 Uhr ins Bett zum Mittagsschlaf, der dann circa bis 14 Uhr dauert. 15 Uhr Nachmittagssnack, bestehend aus Obst und auch etwas süßem. Den Nachmittag nutzen wir dann, um raus zu gehen. Auf den Pferdehof, zum Ententeich oder auf unseren hofeigenen Spielplatz. 18:30 ist dann Zeit zum Abendessen, danach baden/duschen/waschen und 19:30 Uhr ab in die Kiste.

Soweit so gut. Das ist zumindest mal unser Zeitkonstrukt, an welches sich die Zwillinge angepasst haben. Und es läuft alles erstaunlich gut. Sie gehen freiwillig ins Bett, waschen sich, putzen Zähne und ziehen sich bis auf die Windel alleine an.

Guuut, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Okay. Dann mag ich auch mal das Drumherum beschreiben 😉 und DAS wird mir erst zu dem jetzigen Zeitpunkt klar, was die Macht der Zwillinge mit dem Einzelnen macht. Denn aktuell liegt Luis seit 3 Tagen richtig heftig flach. Ja nahezu lethargisch mit MagenDarm auf dem Sofa. Zu diesem Zeitpunkt wird mir klar, wie entspannt meine Tochter doch sein kann, wenn sie hier alleine rumwuselt, spielt und einfach nur mit mir hier ist.

Sonst sieht das nämlich ganz anders aus. Sonst ist die Spielzeit geprägt von Kleiderschränken komplett ausräumen, das Bad überschwemmen, den Inhalt meiner wohlsortierten Bausteinkisten auf einen Haufen kippen, mit den Buntstiften die Wände verschönern, in alle möglichen Löcher diverse Schrauben reinhämmern … und das alles im Doppelpack. Unschwanger kein Ding. Da lasse ich sie gerne machen und räume in ihren Schlafphasen einfach alles wieder auf. Schwanger mit wachsendem Babybauch, Müdigkeit (weil nachts aller 90 Minuten Pipi) und Erschöpfung, ergeht es mir gaaanz anders. Jedes Bücken wird zur Qual, jeder Gang zur Tortour. Ich überlege mir vorher ganz genau, was ich auf den Weg durch die Wohnung schon alles mitnehmen kann, ohne zweimal gehen zu müssen. Nun ja, das ist sicher alles ganz normal. Wenn es ein Drama wäre, hätten alle Mamis nur ein oder zwei Kinder, sag ich mir immer und im Grunde ist es ja auch nicht sooo schlimm. Dann bleibt halt mal was am Boden liegen, spätestens der Papa rä umt abends auf, sobald er heimkommt. Eine riesen Hilfe. Ja und auch meine Haushaltshilfe, die ich für die schwierige Zeit von meiner Krankenkasse bezahlt bekomme, nimmt mir viel ab (Bad putzen, saugen, wischen, Betten beziehen). Gold wert. Absolut.

So und nun kommt noch eine Variable dazu, die alles sprengt. Meine Autoimmunerkrankung Colitis Ulcerosa. Wer es kennt, der weiß, was es bedeutet. Für alle anderen nur kurz umrissen: blutige Durchfälle bis zu 30x am Tag, heftige Bauchkrämpfe und Mangelerscheinungen deluxe. Meinen derzeitigen Schub habe ich nun seit Ende November. Die Schwangerschaftshormone sind wie Feuer für meinen Körper. Nichts hilft. 10 Wochen Cortisontherapie mit 3 Absetzversuchen. Keine Chance. Das endete vor einigen Wochen mit Wehen alle 10 Minuten, weil sich die Gebärmutter dachte, sie müsste mit den Darmkrämpfen einfach mal mithalten. Krankenhaus, Wehenhemmer, diverse Medikamente. Es beruhigte sich nur die Gebärmutter. Der Darm muckt weiter rum.

Und all das mit dem Alltag, wie vorhin beschrieben. Ja. Das sind alles Puzzleteilchen, die nicht zueinander passen wollen, die es dennoch gilt, zusammenzufügen, wenn auch mit Gewalt. Seither kämpfe ich mich durch den Alltag. Mal gibt es 2 gute Tage, dann wieder 9 schlechte. Es raubt mir die Kraft und ich kehre immer mehr in mich hinein. Ich lasse vieles zu, dulde vieles und verbiete weniger, obwohl es doch meinem Strukturdenken und meinem Perfektionismus entgegen kommen würde.

Nein, so lerne auch ich demütig, nicht immer perfekt sein zu müssen. Aber ob der Rest dann klappt, steht in den Sternen bzw. bezweifle ich enorm. Klar, passen sich Kinder super vielen Gegebenheiten an, aber das ist nicht das, was ich mir für sie wünsche: eine Mama, die ständig zwischen Toilette und Sofa langsamen Schrittes hin und her wandert, die sich eben kaum mehr bewegen kann, weil der dicke Babybauch im Weg ist. Eine Mama, deren Geduldsfaden quasi nicht mehr existiert und die manchmal nur heulend da sitzt, weil sie nicht mehr weiter weiß.

Nun ja, und am Ende sitze ich nun hier, die Tage verstreichen mit Langeweile, Nichtstun und Fernsehschaun, weil es eben einfach nicht anders geht. Weil ich mich nicht teilen kann. Luis liegt hier und schläft, Hanna spielt im Kinderzimmer mit ihren Puppen und ich plane die nächste Einkaufsliste, da uns das Klopapier ausgeht. Und nebenher trällert Dorie ihr Walisch in schwingenden Tönen … es könnte schlimmer sein.

Mein persönliches Fazit lautet: „Die Zeit wird es richten.“

Der kleine Mann verlässt im Mai meinen Bauch, somit stabilisieren sich die Hormone, was meiner Colitis hoffentlich hilft, sich zu beruhigen. Wenn nicht, sind die Behandlungsmöglichkeiten besser, als in der Schwangerschaft.

Ab September gehen die Zwillinge in die Kita, was ihnen mehr Input und Gelegenheit gibt, sich neu zu entdecken.

Und ich? Hey, ich bin nicht umsonst Sternzeichen Löwe 🙂