(Werbung) Hand aufs Herz: sind wir nicht alle ein bisschen ungeduldig, was die Bewegungsentwicklung unserer Babys betrifft? Wir freuen uns, wenn sie ENDLICH krabbeln, sitzen, laufen können. Wir spornen sie an, ermutigen sie, locken sie. Klar, wenn sie das nächste können, ist es immer erleichternd, einfach, weniger anstrengend für uns.
Aber nein. Ich plädiere für eine freie Entwicklung ihrer Bewegung und für ein Inruhelassen ihres inneren Motors. Ich plädiere für Geduld der Mamas und für ein Beobachten ihrer Kinder in vollem Umfang. Aufmerksam. Langsam begleitend.
Warum? Weil wir die vielen kleinen Forschritte meist gar nicht wahrnehmen. Zum Beispiel ist die Seitenlage eine total vernachlässigte Position durch uns Eltern. Wir sehen: oh, das Baby kann sich auf den Bauch/Rücken drehen, wenn es aber genüsslich in der Seitenlage verweilt, fällt uns das nicht auf, weil wir permanent darauf warten, dass es sich gleich dreht. Oder auch diese vielen kleinen Übungssequenzen, die unsere Babys durchführen, um sich für die Aufrichtung vorzubereiten. Ein Schaukeln mit dem Po, die Seitenlage mit nach hinten balanciertem Bein, das nach Obenstrecken des Arms, das Wippen mit dem Rumpf und so viele andere kleine Bewegungen, die uns meist kaum auffallen.
Warum lassen wir ihnen nicht einfach ganz in RUHE die Zeit, um sich aus sich heraus zu entwickeln, ohne sie zu aktivieren? Sie haben eh ihren inneren Plan, ob wir wollen oder nicht. Früher oder später werden sie uns entgegen laufen und dann können wir uns immer noch mit ihnen freuen. Meine Mutter (auch Pädagogin) sagte einmal: „Sei froh, wenn dein Kind später läuft.“ Es sei viel besser für die Muskeln, die Knochen und das Gleichgewicht, wenn sie nicht schon mit 10 Monaten loslaufen. Also üben wir uns doch in Geduld und lassen unsere Kinder uns überraschen. Es ist ein bisschen wie mit ihrem GEBURTstag – sie bestimmen. Manche Babys sind schneller, manche langsamer. Na und? Wo ist das Problem?
Klar, können wir ihnen dennoch die Bewegung versüßen. Wir können ihnen passende Spielmaterialien geben, die auf ihre Fähigkeiten abgestimmt sind.
So zum Beispiel robbt Henri lachend und liebend gern einer Glöckchenrolle hinterher. Sie klingt wunderschön, nicht zu laut und ganz lieblich. Sie ist bunt und sie rollt relativ langsam über den Boden. Oder auch Filzbälle liebt Henri sehr. Sie kullern nicht so schnell weg, wie beispielsweise Holzkugeln.
Ich persönlich bin kein Fan von Lob. Nein, ich lobe keines meiner Kinder für Entwicklungen, die von innen kommen, auch nicht fürs Aufessen und eben nicht für Bewegung. Stellt euch mal vor, euer Partner würde euch dafür loben, wie schön ihr gerade aufgestanden seid 😉
Was ich schon tue, ist mich freuen und mein Kind wahrnehmen. Ich sage „du bist ein Stück gelaufen“ oder „du hast dich hingesetzt“ … ich bin der Überzeugung (und das haben mich meine Zwillinge gelehrt), dass Kinder nicht gelobt, sondern gesehen werden wollen. Und das trifft bereits bei Babys zu 🙂 auch setze ich mich nicht vor Henri und strecke ihm die Arme entgegen, um ihn zu mir zu locken. Er soll selbst entscheiden, wann er kommt. Möchte ich ihn wickeln, gehe ich zu ihm hin. Auch übe ich mit ihm keinerlei Positionen: sitzen, drehen, stehen. Klar, wenn es von ihm aus kommt, dass er seine Beinchen durchdrückt, halte ich ihn. Wenn er sich aufsetzen möchte, halte ich ihn. Aber das alles niemals allein.
So viele Muster im Gehirn gehen verloren, wenn wir unseren Babys die Bewegungen und Positionen vorweg nehmen. Wichtige Verbindungen können nicht entstehen, wenn sie es nicht von selbst erfahren. Und, was ich das wichtigste finde: ihr Selbstbewusstsein leidet, wenn wir es ihnen abnehmen und sie es nicht von selbst schaffen lassen.
Also bitte liebe Mama und Papas: lasst ihnen Zeit und Ruhe. Setzt euch mit einem Kaffee daneben und beobachtet sie. Genießt es, wie eure Kinder alles selbst schaffen, entdecken und sich freuen, wenn sie das nächste Ziel ganz von allein gepackt haben.