Was hat sich verändert? Wo stehen wir im Vergleich zum Anfang? Was hat sich bewegt?
Oh, es ist so einiges anders geworden. Seit Hanna und Luis in den Kindergarten gehen und täglich 4 bzw. 6 Stunden nicht zu Hause sind, hat sich unser Alltag gedreht. In eine völlig losgelöste Struktur.
Auf der einen Seite finde ich das so überhaupt nicht gut. Nicht für mich und nicht für Henri. DENN: Eigentlich wollte ich Hanna und Luis in einer Kita anmelden, in der sie täglich bis 15 Uhr betreut sind, weil ich finde, dass auch Henri seinen geregelten Mittagsschlaf bekommen darf, wie ihn auch Hanna und Luis genießen konnten. 11:30 Uhr Mittagessen und 12 Uhr ins Bettchen. Schlafen bis 14 Uhr und weiter im Nachmittag. Das geht so hier alles nicht mehr. Montag, Mittwoch und Freitag sind Hanna und Luis bis 12:30 Uhr im Waldkindergarten und Dienstag und Donnerstag bis 14:30 Uhr. An den beiden längeren Tagen lege ich Henri (mich inklusive) immer ins Bett. Wir schlafen dann ein bis zwei Stunden und das tut uns richtig gut. An den anderen Tagen geht es nicht und ich bin froh, wenn wir spätestens 13:30 Uhr Mittagessen und sie dann eventuell spielen oder vielleicht auch ein bis zwei Folgen Pipi Langstrumpf schauen, während ich mich mit dem schlafenden Henri auf dem Arm auf unser zweites kleine Sofa setze. Wie lange kann das noch so gut gehen?
Auf der anderen Seite öffnet mir dieser neue Ablauf auch Möglichkeiten zum Umdenken. So bin ich doch in meinem Strukturdenken völlig eingefahren gewesen und sehe nun, dass es den Kindern auch ohne meine Struktur echt gut geht. Zumal Henri ja in 2,5 Jahren auch in diesen Waldkindergarten gehen wird und somit die Struktur nun schon kennenlernen wird.
Was hat sich noch getan? Zwischenmenschlich!
An das Gefühl, Henri wie eine Löwin zu beschützen, habe ich mich inzwischen gewöhnt. Er ist ja nun auch nicht mehr so zerbrechlich, wie am Anfang und hält es schon mal aus, wenn die Geschwister mal etwas wilder knuddeln. Alles lasse ich trotzdem nicht zu und es gibt auch immer noch Momente, in denen ich ihn direkt aus der Situation auf den Arm nehme, weil es mir einfach wohler ist. Können doch 3 Jährige viele Gefahrensituationen noch überhaupt nicht einschätzen.
Zwischen den Zwillingen und mir wird es auch ganz langsam wieder entspannter. Ich habe das Gefühl, dass sie sich mir auch wieder mehr öffnen können. Mich mehr zu sich durchdringen lassen. Als ich mit Henri nach Hause kam, war das ja ziemlich heftig. Ablehnung und Traurigkeit machten sich breit Die erste Zeit zu Hause Und ich dachte ja nun nicht, dass es so lange dauern würde, bis es sich für mich wieder einigermaßen akzeptabel anfühlt Update: 6 Wochen zu Hause
Der Kindergarten hilft uns dabei allerdings auch sehr. Sie erfahren eine unglaubliche Bereicherung für sich und ihre Entwicklung als eigenständiges Persönchen und ich habe etwas Zeit für mich am Vormittag, wenn Henri seine halbe Stunde schläft oder habe Zeit nur für ihn, wenn er wach ist.
Jeder hat hier in der Familie so seine Zeit gebraucht und ich habe dem auch ganz viel Raum gegeben, nicht zu oft drüber nachgedacht, es einfach fließen lassen. Ich denke, wir sind nun immer noch in diesem Prozess, in dem wir uns zu fünft finden und ich bin neugierig, wann es sich dann alles ganz rund anfühlt. Vielleicht zum 1. Geburtstag von Henri? Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass ich gelernt habe, dass jeder neue Mensch, der in eine Familie hinzu kommt, die Familienwaage erst einmal ins Wanken bringt und dass sich jeder die Zeit nehmen darf, sich neu zu finden, seinen Platz neu auszurichten, neue Perspektiven einzunehmen und neue Kraftmomente für sich zu entdecken. Und genau das macht eine kinderreiche Familie so lebenswert: es ist immer neuschöpfende Veränderung, bis man irgendwann ankommt. L E B E N