Mein Alltag mit 2,5 jährigen Zwillingen, schwanger und meiner Autoimmunerkrankung

„Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Virus her.“ Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, als genau jetzt, um euch von meinem Alltag zu erzählen. Denn genau jetzt ist alles anders und das zeigt mir, was unseren Alltag ausmacht. Aber ich fange mal von vorn an.

Als ich mit den Zwillingen schwanger war, war mir schon klar, dass ich ihnen einen geregelten und strukturierten Ablauf bieten möchte. Klar. In erster Linie für sie, damit sie sich schnell an viele Dinge, wie Essen und Schlafen gewöhnen, aber auch für mich. Zum einen, weil ich eh ein Strukturmensch bin und zum anderen, damit ich nicht durcheinander komme. Mir war einfach wichtig, dass sie lernen, was immer so als nächstes kommt. Relativ schnell kristallisierte sich heraus, wie lange sie schlafen und um welche Uhrzeit sich unsere Mahlzeiten einpendelten. Alles drumherum war immer frei und nie großartig von irgendwelchen Terminen bestimmt.

So stehen wir nach wie vor gegen 6:30 Uhr auf, frühstücken, spielen am Vormittag oder gehen raus. Dann koche ich gegen 11 Uhr, damit die zwei 11.30 Uhr essen können. Zwischendurch gibt es hier nichts zu futtern, da sie eh schon schlecht essen und zum Mittagessen dann maximal an 3 Nudeln knabbern. Alles Erfahrungswerte, die ich mit Hanna und Luis gemacht habe. Vielleicht wird das nächste Kind eine Futterbacke – dachte ich immer. Wir werden sehen.

Nach dem Mittagessen geht es meist 12 Uhr ins Bett zum Mittagsschlaf, der dann circa bis 14 Uhr dauert. 15 Uhr Nachmittagssnack, bestehend aus Obst und auch etwas süßem. Den Nachmittag nutzen wir dann, um raus zu gehen. Auf den Pferdehof, zum Ententeich oder auf unseren hofeigenen Spielplatz. 18:30 ist dann Zeit zum Abendessen, danach baden/duschen/waschen und 19:30 Uhr ab in die Kiste.

Soweit so gut. Das ist zumindest mal unser Zeitkonstrukt, an welches sich die Zwillinge angepasst haben. Und es läuft alles erstaunlich gut. Sie gehen freiwillig ins Bett, waschen sich, putzen Zähne und ziehen sich bis auf die Windel alleine an.

Guuut, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Okay. Dann mag ich auch mal das Drumherum beschreiben 😉 und DAS wird mir erst zu dem jetzigen Zeitpunkt klar, was die Macht der Zwillinge mit dem Einzelnen macht. Denn aktuell liegt Luis seit 3 Tagen richtig heftig flach. Ja nahezu lethargisch mit MagenDarm auf dem Sofa. Zu diesem Zeitpunkt wird mir klar, wie entspannt meine Tochter doch sein kann, wenn sie hier alleine rumwuselt, spielt und einfach nur mit mir hier ist.

Sonst sieht das nämlich ganz anders aus. Sonst ist die Spielzeit geprägt von Kleiderschränken komplett ausräumen, das Bad überschwemmen, den Inhalt meiner wohlsortierten Bausteinkisten auf einen Haufen kippen, mit den Buntstiften die Wände verschönern, in alle möglichen Löcher diverse Schrauben reinhämmern … und das alles im Doppelpack. Unschwanger kein Ding. Da lasse ich sie gerne machen und räume in ihren Schlafphasen einfach alles wieder auf. Schwanger mit wachsendem Babybauch, Müdigkeit (weil nachts aller 90 Minuten Pipi) und Erschöpfung, ergeht es mir gaaanz anders. Jedes Bücken wird zur Qual, jeder Gang zur Tortour. Ich überlege mir vorher ganz genau, was ich auf den Weg durch die Wohnung schon alles mitnehmen kann, ohne zweimal gehen zu müssen. Nun ja, das ist sicher alles ganz normal. Wenn es ein Drama wäre, hätten alle Mamis nur ein oder zwei Kinder, sag ich mir immer und im Grunde ist es ja auch nicht sooo schlimm. Dann bleibt halt mal was am Boden liegen, spätestens der Papa rä umt abends auf, sobald er heimkommt. Eine riesen Hilfe. Ja und auch meine Haushaltshilfe, die ich für die schwierige Zeit von meiner Krankenkasse bezahlt bekomme, nimmt mir viel ab (Bad putzen, saugen, wischen, Betten beziehen). Gold wert. Absolut.

So und nun kommt noch eine Variable dazu, die alles sprengt. Meine Autoimmunerkrankung Colitis Ulcerosa. Wer es kennt, der weiß, was es bedeutet. Für alle anderen nur kurz umrissen: blutige Durchfälle bis zu 30x am Tag, heftige Bauchkrämpfe und Mangelerscheinungen deluxe. Meinen derzeitigen Schub habe ich nun seit Ende November. Die Schwangerschaftshormone sind wie Feuer für meinen Körper. Nichts hilft. 10 Wochen Cortisontherapie mit 3 Absetzversuchen. Keine Chance. Das endete vor einigen Wochen mit Wehen alle 10 Minuten, weil sich die Gebärmutter dachte, sie müsste mit den Darmkrämpfen einfach mal mithalten. Krankenhaus, Wehenhemmer, diverse Medikamente. Es beruhigte sich nur die Gebärmutter. Der Darm muckt weiter rum.

Und all das mit dem Alltag, wie vorhin beschrieben. Ja. Das sind alles Puzzleteilchen, die nicht zueinander passen wollen, die es dennoch gilt, zusammenzufügen, wenn auch mit Gewalt. Seither kämpfe ich mich durch den Alltag. Mal gibt es 2 gute Tage, dann wieder 9 schlechte. Es raubt mir die Kraft und ich kehre immer mehr in mich hinein. Ich lasse vieles zu, dulde vieles und verbiete weniger, obwohl es doch meinem Strukturdenken und meinem Perfektionismus entgegen kommen würde.

Nein, so lerne auch ich demütig, nicht immer perfekt sein zu müssen. Aber ob der Rest dann klappt, steht in den Sternen bzw. bezweifle ich enorm. Klar, passen sich Kinder super vielen Gegebenheiten an, aber das ist nicht das, was ich mir für sie wünsche: eine Mama, die ständig zwischen Toilette und Sofa langsamen Schrittes hin und her wandert, die sich eben kaum mehr bewegen kann, weil der dicke Babybauch im Weg ist. Eine Mama, deren Geduldsfaden quasi nicht mehr existiert und die manchmal nur heulend da sitzt, weil sie nicht mehr weiter weiß.

Nun ja, und am Ende sitze ich nun hier, die Tage verstreichen mit Langeweile, Nichtstun und Fernsehschaun, weil es eben einfach nicht anders geht. Weil ich mich nicht teilen kann. Luis liegt hier und schläft, Hanna spielt im Kinderzimmer mit ihren Puppen und ich plane die nächste Einkaufsliste, da uns das Klopapier ausgeht. Und nebenher trällert Dorie ihr Walisch in schwingenden Tönen … es könnte schlimmer sein.

Mein persönliches Fazit lautet: „Die Zeit wird es richten.“

Der kleine Mann verlässt im Mai meinen Bauch, somit stabilisieren sich die Hormone, was meiner Colitis hoffentlich hilft, sich zu beruhigen. Wenn nicht, sind die Behandlungsmöglichkeiten besser, als in der Schwangerschaft.

Ab September gehen die Zwillinge in die Kita, was ihnen mehr Input und Gelegenheit gibt, sich neu zu entdecken.

Und ich? Hey, ich bin nicht umsonst Sternzeichen Löwe 🙂

7 Kommentare zu “Mein Alltag mit 2,5 jährigen Zwillingen, schwanger und meiner Autoimmunerkrankung

  1. Nach 7 Monaten Schmerzen und Bett sind wir jetzt in der ssw 39… ich kann es also ein wenig nachvollziehen.

    Einfach durchhalten, irgendwann ists rum. Und für die Großen wird sich danach hoffentlich vieles stabilisieren.

    Alles alles Gute und viele löwenstarke Nerven für die letzten 8 wochen ❤

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  2. Kämpfer-Mama!!! Wenn es eine durchsteht, dann DU. Und Mai ist nicht mehr lang und dann seid ihr glücklich zu Fünft und die Medikamente werden dich wieder stabilisieren!!! Drück dich Liebes :* Wie gehts dem kleinen großen Mann???

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    • Liebe Caro,
      dem Kleinen geht’s besser. Meine Ma ist dieses Wochenende ja da und packt ihre komplette erzieherische Trickkiste aus – so trinkt er wieder besser!!!
      Das wird schon. Freu mich so auf Henri 😍🙏🏼

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  3. Hallihallo. Erstmal meinen größten Respekt dass du nicht durchdrehst! Ich habe auch eine Autoimmunerkrankung (psoriasisarthritis) und kann deinen Alltag ein bisschen nachvollziehen. Ich hatte das große Glück, dass ich in meiner Schwangerschaft komplett beschwerdefrei war und lediglich ab und zu Cortison nehmen musste. Ich bewundere deinen Mut! Hattest du in der SS mit den Zwillingen die gleichen Probleme? Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass du nach der Geburt ganz schnell wieder auf ein normales Level kommst und deine Zwillinge großartige große Geschwister sind. Liebe Grüße

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  4. Hach herrje- ich drehe ja schon ohne Autoimmunerkrankung mit 2 Kindern UND einem Kugelbauch manchmal ganz schön am Rad- da weiß ich vor Schreck gar nicht, wie Du das alles auf die Reihe bekommst. Hut ab und toi toi toi für die Geburt, die Deinem Körper hoffentlich Linderung bringt. Aber danach mit 3 Kids wird es wohl auch nicht einfacher…🤔
    Viele Grüße! Claudia

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